Es fällt nicht jeden Tag eine Hildesheimer Party vom Himmel. Umso relevanter ist es, wenn genau das eben doch passiert. Demnach sehe ich mich dazu verpflichtet, die Stimme zu sein, die diese Stadt hier so dringend benötigt: die Stimme der Unvernunft. So auch am 23. Februar, dem Tag der ,,Weedbeat on Ice-Party" in der und rund um die Almhütte. Es wurde mit ,,karibischen Offbeats gegen die Kälte" von Weedbeat Resident DJ Dr. Tosh, einem circa 55-jährigen Mann, und mit original Jamaica-Jerk-Chicken von Weedbeat-Rico geworben. Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Reggae um eine Eislaufbahn herum? Was könnte da nur schief gehen?
,,Was machst du hier überhaupt noch..?"
Reggae-Party in der Almhütte sorgt für Wegsehen
HILDESHEIM.
Kalt, windig, nass: Zum bevorstehenden Ende des Winters haben sich die Veranstalter der ,,Eiszeit Hildesheim" wieder einiges einfallen lassen. Und es wurde schnell deutlich, was Hildesheim vor dem Winter retten muss: Reggae-Musik.
An einem regnerischen Donnerstagabend schien vieles gegen einen Erfolg der Weedbeat on Ice-Party, gerade in den letzten Zügen des Februars. Leere und viel zu große Zelte um die Eislaufbahn herum, gewürzt von noch immer übrig gebliebenen Tannenbäumen, so konnte man bereits von Anfang an nicht allzu viel erwarten. Es war gerade mal 21:00 Uhr, doch ließ die Körpersprache der die Eisbahn reinigenden Angestellten samt Labrador auf der Eisfläche vermuten, dass die Party längst zu Ende sei. Es fiel also nicht schwer, beim Betreten der Almhütte alle Eindrücke in kürzester Zeit aufzunehmen. ,,Weedbeat Resident DJ Dr. Tosh" ließ mit Hilfe einer Vielzahl von bunten LED-Leuchten eine stark von Bob Marley geprägte Playlist den Innenraum erhellen. ,,Hahahaha, ich glaube, der dort drüben hat zu viel getrunken", so kommentierte Dr. Tosh die nahezu ansteckende Lache eines Gastes, der vermeintlich zu viel getrunken habe. Doch die Dynamik blieb aus: Statt sich der rhythmischen Klänge der Lautsprecher aus den 90ern hinzugeben, versammelten sich alle Gäste, sprich eine Achtergruppe von Lehrern mittleren Alters, um einen von exzessiv mit Tierpelz geschmückten Längstisch und überbot sich mit Anekdoten aus dem Alltag des Lehrerdaseins.
Unabhängig von den Heizungsmethoden der Almhütte wurde es zwar wärmer, allerdings hielt das Personal die Illusion des Winters gekonnt aufrecht: der Geruch von Würstchen, Glühwein und Kakao en galore, Wände geschmückt mit Schlitten und den Köpfen von Rehen; es war wahrlich für einen Moment Winter. Denn man wollte nach Hause. Keinerlei Regung. Ironisch, so hätten doch gerade die Sitzgelegenheiten, die praktisch nur Springböcke aus dem Sport-Unterricht waren, zwecks Mangel an Sitzkomfort zwingend zu Regung eingeladen. Das Einzige, das zu dem Zeitpunkt noch das Klientel in Zaum hielt, war der strömende Regen. Abschließend lässt sich das Folgende über die Atmosphäre sagen: Es glich einem unorganischen Get-together bei jemandem zu Hause, ehe Resident DJ Dr. Tosh uneingeladen auftaucht und Reggae-Musik im Hintergrund zu spielen beginnt. Ein Fremdkörper in den eigenen vier Wänden und alle stehen konsterniert herum, sich fragend, was man als nächstes tue. Es war Zeit zu gehen. Beim Blick auf die wehende Flagge Schottlands, die vor der Hütte angebracht wurde, neigte sich ein weiterer Abend in Hildesheim dem Ende. Frau Schmitz hätte es nicht besser sagen können, als es hieß: ,,Verflixt, was ist das denn überhaupt für eine Party gewesen?".
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